Zu sagen, dass der wichtigste Rohstoff unseres Landes in den Köpfen der Menschen liegt, wäre ein alter Hut. Vor knapp 20 Jahren schon erklärte das die Amtsvorgängerin des derzeitigen Deutschen Bundeskanzlers. Unabhängig von der Kulturhoheit der Länder vermisst man allerdings bis heute konsequentes Handeln. Doch wie steht es auf der anderen Seite in der Privatwirtschaft um den Umgang mit dem neben Anlagen, Maschinen und Infrastruktur wichtigsten Asset?
Drohender weitreichender Wissensverlust
„Fachleute warnen aus gutem Grund seit Längerem vor einem im Vergleich zum Ausland schnell alternden Kapitalstock“, erklärt HDT-Journal-Chefredakteur Michael Graef. Zu einer ganzen Reihe von Standortnachteilen kommen die bekannte demografische Entwicklung und – eng damit verknüpft – der Fachkräftemangel hinzu. Unternehmen haben es jedoch durchaus in der Hand, sich besser aufzustellen. „Sie können beispielsweise dafür sorgen, dass betriebliches respektive prozedurales Wissen erhalten bleibt – nach dem Motto ‚Wissen ist Silber, Wissensmanagement ist Gold‘“, so Graef weiter.
Bekanntermaßen sehen sich besonders kleine und mittlere Unternehmen der Herausforderung gegenüber, dass das entscheidende Wissen zumeist bei wenigen Mitarbeitenden liegt. Im Falle des Ausscheidens führt das zu einem weitreichenden Wissensverlust, der schlimmstenfalls die Geschäftstätigkeit gefährdet. Das muss natürlich unter allen Umständen vermieden werden, was leichter gesagt ist als getan.
Betriebliches Wissen durch KI-Wissensmanagement-Applikationen bewahren
Die besondere Schwierigkeit für Firmen liegt in der Dokumentation und Weitergabe von Wissen, welches durch die Erfahrung einzelner Personen verinnerlicht wurde. In der Regel scheitert das schon an der nötigen Disziplin und Konsequenz. Gelegentlich entsteht das Problembewusstsein auch erst am Tag des Ausscheidens von Schlüsselpersonen – oder kurze Zeit später.
Mit der Problematik hat sich dankenswerterweise jüngst das Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) an der Hochschule Karlsruhe (HKA) im Rahmen des Forschungsprojektes „KIproWork“ beschäftigt. Mit dem Ziel, Schlüsselpersonen und geschäftskritische Prozesse zu identifizieren und prozedurales Wissen mittels künstlicher Intelligenz zu sichern und für andere Mitarbeitende niederschwellig verfügbar zu machen.
Online-Methodenkoffer unterstützt KMU
Die neue Lösung erstellt automatisch Dokumentationen von Prozessen während der Arbeit am PC, um diese später anderen Mitarbeitenden intelligent und bedarfsgerecht zur Verfügung stellen zu können. Dies trägt einerseits zur langfristigen betrieblichen Wissenssicherung bei. Andererseits verbessert es die Effizienz sowie die Standardisierung von Prozessabläufen, was nicht zuletzt auch bei der Einarbeitung von neuem Personal hilft.
Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreute Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der auf KI und Wissensmanagement spezialisierten miraminds GmbH durchgeführt. Anwendungspartner war das Eisenwerk Würth GmbH. Die Ergebnisse stehen KMU in einem Online-Methodenkoffer zur Verfügung. Er bietet praktische Unterstützung für die Einführung KI-gestützter Wissensmanagement-Tools.
Weitere Informationen:
Hochschule Karlsruhe
www.kiprowork.de
Bildhinweis:
Unser Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz.