ChatGPT-Studie: Zwischen künstlicher Aufregung und realen Ängsten

Einmal erfunden, bleiben neue Technologien in der Welt. Man muss sich mit ihnen arrangieren und versuchen, von den Vorteilen zu profitieren, ohne unter den Schattenseiten zu leiden. Denn ebenso wie Feuer, Hammer, Elektrizität, Computer und Atombombe wird man unter Garantie auch künstliche Intelligenz verwenden, um Menschen zu schaden. So eröffnen sich für Diktaturen immer perfidere Möglichkeiten der Unterdrückung der Bevölkerungen.

Doch wie steht es hierzulande um die Wahrnehmung von Technologien wie ChatGPT? Was halten die Deutschen von dem US-Chatbot (einmal mehr kommt digitale Spitzentechnologie nicht aus Europa), wird er begeistert angenommen oder stimmen die neuen Potenziale eher nachdenklich? Prof. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen wollte es wissen. In seiner in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Civey durchgeführten Kurzstudie wurden über 5.000 Bürgerinnen und Bürger sowie rund 1.500 Nutzerinnen und Nutzer von ChatGPT zu ihren Erfahrungen befragt. Mit einem interessanten Ergebnis.

Blindes Vertrauen?

Rund ein Viertel steht der Möglichkeit, dass Menschen mit KI-Anwendungen kommunizieren können, positiv gegenüber. Negativ sehen das 41 Prozent, während 35 Prozent sich unentschieden zeigten. Konkrete eigene Erfahrungen mit ChatGPT besitzen der Studie zufolge bereits 17 Prozent  der Bundesbürgerinnen und -bürger.

Die meisten Nutzerinnen und Nutzer seien, so heißt es, mit der Qualität der Ergebnisse zufrieden und vertrauen dem Chatbot. Was offenbar nicht unproblematisch ist, wenn gleichzeitig immerhin schon über die Hälfte der ChatGPT-Erfahrenen Fehler in den Antworten der künstlichen Intelligenz gefunden haben. „Ob Mensch oder KI, es scheint auch hier der alte Spruch ‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!‘ zu gelten“, kommentiert Tobias Kollmann.

Aus privatem Spaß könnte bald Ernst werden

Wie die Befragung ebenfalls zeigt, findet die Nutzung von ChatGPT noch überwiegend im privaten Alltag (66 Prozent) statt. Nur ein gutes Drittel der Befragten setzt den Chatbot im beruflichen Umfeld ein. Die Mehrheit geht allerdings davon aus, dass die Anwendung künftig verstärkt beruflich eingesetzt werden wird. Mehr als jeder fünfte Befragte glaubt sogar, in Zukunft von einer KI wie ChatGPT Arbeitsanweisungen zu bekommen. „Das zeigt die Sorge, dass die KI aus Sicht vieler Arbeitnehmer in Zukunft nicht nur zur Unterstützung von Arbeitsprozessen durch, sondern auch zur Steuerung und Organisation von Menschen eingesetzt werden könnte“, so Kollmann.

Mehr als ein Fünftel der Erwerbstätigen sieht zudem in KI eine Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz. „Das ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm“, ist Kollmann überzeugt. Schon heute sei  absehbar, dass die künstliche Intelligenz Jobprofile und Aufgaben in allen Branchen, Bereichen und Hierarchien beeinflussen wird. Der Schritt zum Ersatz der menschlichen Arbeitskraft zugunsten einer KI sei außerdem nur noch kurz. „Jedes Unternehmen wird in Zukunft nicht nur die besten Mitarbeiter, sondern auch die besten KI-Algorithmen einstellen müssen“, erklärt der Inhaber des Lehrstuhls für Digital Business und Digital Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen.

Weitere Informationen:
Kurzstudie Uni Duisburg-Essen & Civey
https://app.civey.com/dashboards/chatgpt-studie-uni-duisburg-essen-14024

Autor: Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal, 30.03.2023

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