Dissens als Chance: Konfliktmanagement in der Technik

Wer lediglich über einen Hammer verfügt, sieht in jedem Problem einen Nagel, heißt es. Gemeint ist damit, dass Menschen verstärkt auf Lösungsansätze zurückgreifen, die ihnen vertraut sind und sich in der Vergangenheit bewährt haben. Sinnvoller wäre indes, ergebnisoffen zu analysieren, welches Instrument sich im Einzelfall am besten eignet. Wenn es um den Umgang mit Konflikten geht, mag dieses sogenannte „Gesetz des Instruments“ für Menschen in technischen Berufen sogar noch relevanter sein. Wie gelegentlich behauptet wird, neigen diese dazu, Spannungen zwischen Personen so zu behandeln, als ginge es um eine technische Problemstellung.

Win-Win-Lösung statt Grabenkampf

Zu denen, die das sagen, gehört der erfahrene Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologe, Trainer, Berater und Autor Dieter Brendt. In seinem neu bei expert erschienenen Buch „Konfliktmanagement in der Technik“ legt er ausführlich dar, warum beziehungsweise woran Menschen beim Versuch der Beilegung von betrieblichem Konfliktgeschehen scheitern und präsentiert wissenschaftlich fundierte Strategien, die Win-Win-Lösungen möglich machen, sodass am Ende alle Beteiligten einen Vorteil haben.

Den Dissens als Chance zu begreifen – das erinnert an Texte aus Imagebroschüren. Ein wahrhaft nobles Ziel. Leider liegt es weit außerhalb vieler Alltagserfahrungen. Traurig aber wahr: Bei Meinungsverschiedenheiten wird meist sehr viel Zeit und Energie an Scharmützel verschwendet. Es wird sich gegenseitig blockiert und Mitarbeitende setzen sich häufig krankmachendem Stress aus, statt von vornherein nach einvernehmlichen Lösungen auf der Grundlage von Vernunft und Wertschätzung zu suchen. An fehlender Einsicht, dass Erfolg in unserer komplexen arbeitsteiligen Welt selten gegeneinander erzielbar ist, liegt das weniger. Die Ursache scheint eher ein verbreiteter Mangel an psychologischem und kommunikativem Know-how zu sein.

Augenöffnende Lektüre

Hier genau kommt Dieter Brendts Buch ins Spiel. Es öffnet den Blick für die Bedeutung der gegenüber der kommunikativen Sachebene oft sträflich vernachlässigten Beziehungsebene. Denn egal wie abgedroschen es klingt: Menschen sind keine Maschinen, sondern weitgehend gefühlsmäßig agierende Wesen. Brendt liefert Grundlagen der Konfliktanalyse, Konfliktdiagnose und Konfliktbewältigung, die dieser Tatsache gerecht werden. Er stellt die Methodik der kooperativen Konfliktbewältigung ebenso vor wie einen konkreten Fahrplan für die Konfliktmoderation. Und schließlich erörtert Brendt Möglichkeiten der Veränderung des Konfliktpotenzials organisatorischer Konflikte.

Gute Medizin muss angeblich bitter schmecken. Demgemäß handelt es sich bei „Konfliktmanagement in der Technik“ um kein leicht genießbares Lesebuch. Nahezu verdichtet wie ein Crashkurs oder eine technische Anleitung verlangt die Neuerscheinung Konzentration und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln. Wer dazu bereit ist, wird mit höchster Wahrscheinlichkeit profitieren. Aus der erfolgreicheren eigenen sozialen Interaktion wiederum erwächst Nutzen für ganze Teams. Zwecks Festigung der vermittelten Inhalte enthält das Buch Übungen und Checklisten. Wer sich weitergehend mit der Thematik befassen will, findet zudem im Anhang eine gut sortierte Literaturliste.

Dieter Brendt
Konfliktmanagement in der Technik
Betriebliches Konfliktgeschehen ganzheitlich als Chance zur persönlichen und organisatorischen Entwicklung nutzen
1. Auflage 2023
172 Seiten
ISBN 978-3-8169-3534-6

Weitere Informationen:
expert verlag – Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
www.narr.de

Autor: Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal, 16.05.2023

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