Schlüsseltechnologien: USA im Wettrennen mit China weiterhin führend

Das Rennen zwischen den USA und Herausforderer China um die Vormachtstellung in der Welt hat das geopolitische Zentrum längst vom Atlantik in den Pazifikraum verlagert. Die Fortschritte, die das Reich der Mitte bei seiner Aufholjagd gemacht hat, sind teils spektakulär. Allein das enorme Anwachsen der Mittelschicht ist ohne historisches Beispiel. Und spätestens bis 2049 – zum 100. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik – will man bekanntlich zur mächtigsten Nation aufgestiegen sein. Doch wie steht es um die hierfür unabdingbare Vorherrschaft bei Schlüsseltechnologien?

Klasse wichtiger als Masse 

Wie die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie des Mannheimer ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und der IÉSEG School of Management, Paris, zeigen, bleiben die USA im Technologiesektor weiterhin führend. Trotzdem China bereits seit 2019 mehr Patente gemäß Patent Cooperation Treaty (PCT) anmeldet, habe das bislang nicht zu Erfindungen mit großer globaler Wirkung geführt. Das Fazit der Studie lautet dementsprechend: China wird den Vereinigten Staaten die Technologieführerschaft nicht abnehmen.

„Die aktuellen globalen Ereignisse sind eine Herausforderung für China. Das Land hat zwar bei Anzahl und Einfluss von Erfindungen große Fortschritte gemacht, ist aber immer noch abhängig von anderen Regionen und Akteuren“, erläutert Prof. Dr. Philipp Böing, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.

Verlagerung der Innovationstätigkeit vom Westen nach Ostasien

Konkret untersuchte die ZEW-Studie die Zahl der Patenanmeldungen im PCT-System für die Jahre 2000 bis 2020. Das von der Weltorganisation für geistiges Eigentum der Vereinten Nationen verwaltete System ermöglicht den Schutz von geistigem Eigentum in bis zu 157 Ländern gleichzeitig. Die Nutzung hat erheblich zugenommen – von 97.414 Anmeldungen im Jahr 2000 auf 254.008 im Jahr 2020. 

Die Verlagerung der Innovationstätigkeit vom Westen nach Ostasien wird bei der Betrachtung deutlich. Während im Jahr 2000 noch mehr als drei Viertel der PCT-Anmeldungen aus den USA und Europa stammten, nahm die westliche Dominanz in den folgenden zwei Jahrzehnten allmählich ab. Im Jahr 2020 stammten mehr als die Hälfte der weltweiten PCT-Anmeldungen aus China, Japan und Korea. Schon 2019 setzte sich China an die Spitze der PCT-Anmeldeländer. 

Quo vadis, Europa?

Technologische Souveränität zahlt zweifelsohne auf die geopolitische Bedeutung ein. Für die Staaten Europas, die ohnehin schon lange nicht mehr im Mittelpunkt des Weltgeschehens stehen, muss die Entwicklung ein Weckruf sein.

„Für Europa ist es innovationspolitisch erstrebenswert, mit führenden Technologienationen wie den USA, Japan und Korea zu kooperieren und dennoch Abhängigkeiten zu reduzieren. Dabei sollte die Politik sich auf die Förderung von Schlüsseltechnologien konzentrieren, in diesen Bereichen hat sich Europa bereits Vorteile erarbeitet. Gleichzeitig sollte eine zukünftige Abhängigkeit Europas von chinesischen Innovationen vermieden werden“, so Prof. Dr. Philipp Böing.

Weitere Informationen:

ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim
www.zew.de

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
www.uni-frankfurt.de

IÉSEG School of Management
www.ieseg.fr

Bildhinweis:
Unser Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz.

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