20 Jahre stetige Förderung des Gurtförderer-Wissens – Vorbericht zur 20. Gurtförderer-Tagung

Quo vadis, Gurtförderer? Diese Frage stellten wir schon vor geraumer Zeit, als Digitalisierung und Industrie 4.0 die Branchen-Akteure vor neue Herausforderungen stellten, zugleich aber viele Chancen eröffneten. Wie jedes Jahr gab damals die HDT-Tagung „Gurtförderer und ihre Elemente“ belastbare Antworten von höchster Praxisrelevanz.

Daran ändert sich auch 2024 nichts – im Jahr des 20. Jubiläums des einflussreichen Branchentreffpunkts. Bedingt durch die aktuellen Umbrüche stellen sich einmal mehr Fragen von großer Tragweite, auf die jetzt sehr schnell reagiert werden muss.

Von Geopolitik über Nachhaltigkeit bis KI – die Zeichen stehen auf Wandel

„Zum Zeitpunkt der ersten Gurtförderer-Tagung stand die Welt am Beginn einer regelrechten China-Euphorie. Seither hat sich die globale Weltordnung für jeden spürbar gewandelt. Das schließt Fragen der Rohstoffversorgung – insbesondere der Versorgungssicherheit – mit ein“, erklärt der verantwortliche HDT-Fachbereichsleiter Dr. Uwe Schröer. „Hinzu kommen ein deutlich anderer Umgang mit Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie beispielsweise der Siegeszug der künstlichen Intelligenz, der alle Bereiche der Industrie beeinflusst“, ergänzt Tagungsleiter Dipl.-Ing. Günter Busse.

Wie Schüttgutindustrie und Gurtförderer-Branche aktuell auf den beschleunigten globalen und technologischen Wandel reagieren und worauf man sich in nächster Zukunft einstellen muss, wird vom 13. bis 14. März 2024 in Essen Thema sein. Ebenso die neuesten Entwicklungen bei allen systemrelevanten Komponenten von Gurtförderanlagen und Stetigförderern.

Experteninterview aus Anlass der 20. Gurtförderer-Tagung

Im Vorfeld der 20. Tagung „Gurtförderer und ihre Elemente“ sprachen wir mit einer Reihe der in Essen Vortragenden über einige der aktuell wichtigen Fragen.

HDT-Journal: Welche Rolle spielt Ihre Branche für die strategische Rohstoffversorgung Deutschlands und welche Maßnahmen könnten in Zukunft wichtig werden?

Christian Masurenko, Dipl.-Geol., ECTerra GEO Consult GBR (GER) & ECTerra PTY LTD (AUS), Twistringen: Rohstoffe sind der Grundbaustein aller Produkte und Dinge, die wir im Leben benutzen. Der Rohstoffhunger wächst aufgrund des weltweiten angestrebten Wirtschaftswachstums unaufhörlich und wird auch in nächster Zukunft nicht (nur) durch Recycling gedeckt werden können. Die Bergbaubranche ist dafür zuständig, neue Lagerstätten zu entdecken und diese zusammen mit der Zulieferindustrie wirtschaftlich zu entwickeln.

Aufgrund der geopolitischen Lage der Welt ist es notwendig, den Lagerstätten-Standort Deutschland schnell (wieder) zu entwickeln. Deutschland hat gute Rohstoffe. Es geht nun darum, diese umweltfreundlich und sozialverträglich zu erschließen. Wichtig dabei ist, dass die Politik und die Behörden sich im Klaren sind, dass Unterstützung notwendig ist, um Verfahren zu beschleunigen.

Weiterhin ist die Sicherung von Rohstoffen aus anderen Regionen der Welt entscheidend. Dazu wird es notwendig sein, dass sich auch wieder deutsche Firmen an der Rohstoffsuche und Erschließung beteiligen. Dies ist fast gänzlich eingeschlafen in der Vergangenheit. Und dann fehlt uns der Nachwuchs, da wir ja den Bergbau haben einschlafen lassen.

HDT-Journal: Während die Beschaffung von Ressourcen ihr eigentlicher Zweck ist, tragen Gurtförderer natürlich ebenso zum Ressourcenverbrauch bei. Welche Trends sehen Sie hier bezüglich Nachhaltigkeit?

Christian Masurenko: Hier sehe ich folgende Trends: Alternativen zum Transport mit LKW oder „Mini-Zügen“, moderne Material-Handling-Systeme im Bergbau unter und über Tage als Alternative zu den üblichen Transportmethoden durch Fahrzeuge, Smarte Handling-Systeme, die ein Doppel-Handling ausschließen – daraus entstehend bessere Wirtschaftlichkeit und geringer Fußabdruck –, revolutionäre Bauweisen von Gurtförderern angelehnt an die Natur zur Verringerung von Stahl und Betonverbräuchen sowie bei Overland-Förderern: Reduzierung der Emissionen und Sichtbarkeit.

Tagungs-Tipp:

 

Außerdem gehört dazu die eingebundene Qualitätskontrolle und eingebundene Kontrolle der Lieferketten. Das bedeutet, dass der Produzent zu jedem Zeitpunkt weiß, welches Produkt aus welcher Liefermarge gerade auf dem Band fährt. Und schließlich die intelligente, digitale Weiterreichung von Materialien von Station zu Station sowie die weitere Automatisierung.

HDT-Journal: Wie sieht es aus mit der Optimierung der Komponenten von Stetigförderern sowie der Entwicklung wartungsärmerer und langlebigerer Gesamtsysteme im Hinblick auf mehr Nachhaltigkeit und die Kostensenkung?

Dr.-Ing. Stefan Tappeiner, ö. b. u. v. Sachverständiger für Seile, Fördergurte und Gurtförderanlagen, Melle: Gurtförderer können günstiger gebaut werden, wenn der Durchmesser der Antriebs- und Umlenktrommeln kleiner ausfallen darf. Die Materialeinsparung bei Trommeln und Stahlbau, sowie der Einsatz kleinerer Getriebe wären die Vorteile. Die Dauerbiegefähigkeit der bekannten Zugträger im Fördergurt erfordert aber bestimmte Mindesttrommeldurchmesser. Aktuelle Forschungen versuchen zum Beispiel die Stahlseile im Langstreckenfördergurt durch biegetüchtigere Faserseile zu ersetzen, um damit kleinere Trommeldurchmesser zu realisieren und darüber hinaus noch Gurtgewicht zu sparen.

HDT-Journal: Ausfallzeiten an einer Stelle wirken sich heutzutage bekanntlich schnell auf gesamte Lieferketten aus, was die Produktion schlimmstenfalls zum Erliegen kommen lässt. Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund konkrete Verbesserungen und zusätzliche Potenziale der Integration digitaler Überwachungssysteme bei den Gurtförderern?

Marco Sommer, M. Sc., Ringspann GmbH: Die Integration digitaler Überwachungssysteme ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Verfügbarkeit und Sicherheit von Gurtförderanlagen. Immer mehr Hersteller bieten hier Lösungen zur Überwachung ihrer Komponenten an. Auch wir bieten für unsere langsam laufenden Rücklaufsperren entsprechende Sensorik an. Durch die individuellen Lösungen der einzelnen Hersteller entsteht aber ein gewisser „Flickenteppich“ bei der Auswertungssoftware. Das größte Potenzial besteht hier deshalb sicherlich in der softwareseitigen Standardisierung.

Weitere Informationen zur Tagung „Gurtförderer und ihre Elemente“, die wie immer von einer Produktausstellung begleitet wird und eine Exkursion einschließt, finden Sie hier.

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