Röntgendiagnostik für MPE – Neue Richtlinien umgesetzt: Caren Cürvers im Interview

Die für Strahlenschutz-Kurse und Fortbildungen genutzte Röntgenabteilung des HDT entspricht in ihrer Größe und Ausstattung der eines mittelgroßen deutschen Krankenhauses. Neben dem technischen Stand der Apparate kommt Deutschlands ältestem technischen Weiterbildungsinstitut aber auch eine führende Rolle bei den Kursinhalten zu. Einerseits werden sämtliche Strahlenschutz-Weiterbildungen inhaltlich laufend an neueste Erkenntnisse und regulatorische Erfordernisse angepasst. Andererseits kommen ständig neue Angebote hinzu. 

Ein aktuelles Beispiel ist der Spezialkurs Basiskurs Röntgendiagnostik für MPE (SR-1). Wir sprachen mit der für die Konzeption und Durchführung verantwortlichen HDT-Expertin Caren Cürvers, M. Sc.

HDT-Journal: Frau Cürvers, Sie haben für das HDT den neuen Spezialkurs Basiskurs Röntgendiagnostik für MPE (SR-1) entwickelt. Was war Ihre Motivation und an wen richtet sich das Angebot?

Caren Cürvers: Ich fange mal bei der Zielgruppe an, daraus ergibt sich dann die Motivation. Unser SR-1 Kurs richtet sich an Medizinphysik-Experten und Expertinnen, die das Ziel haben, die Fachkunde im Bereich Röntgendiagnostik zu erwerben und bereits den Grundkurs abgeschlossen haben.

Mit der Novellierung des Strahlenschutzgesetzes wurde die Einbindung von MPE in weiteren medizinischen Bereichen vorgeschrieben. Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, müssen MPE sowohl theoretische Kenntnisse durch Kurse als auch praktische Erfahrung (Fachkundezeit) in weiteren Themengebieten nachweisen, beispielsweise in der Röntgendiagnostik. 


Unsere Motivation war es daher, ein gezieltes Kursangebot in NRW zu schaffen, das diesen Bedarf deckt und den Teilnehmenden eine strukturierte Möglichkeit bietet, die erforderliche Fachkunde zu erwerben. Mit dem SR-1 Kurs setzen wir konkret die Anforderungen aus den Richtlinien „Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz bei dem Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“ sowie der Richtlinie „Erforderliche Fachkunden im Strahlenschutz für Medizinphysik-Experten (MPE)“ vom 04.02.2021 um.

HDT-Journal: Welche Voraussetzungen gelten für die Teilnahme?

Caren Cürvers: Grundsätzlich ist Voraussetzung erstmal nur die erfolgreiche Teilnahme an einem Grundkurs für MPE.

Für den Erwerb der Fachkunde ist darüber hinaus ein Hochschulabschluss in einem naturwissenschaftlich-technischen Fach (Universität oder Fachhochschule) erforderlich. Außerdem müssen die Teilnehmenden nachweisen, dass sie im Bereich der Medizinischen Physik ein Qualifikationsniveau erreicht haben, das einem Master-Abschluss in Medizinischer Physik entspricht. Sollte ein entsprechender Abschluss oder vergleichbarer Nachweis nicht vorliegen, kann die Eignung gegebenenfalls im Rahmen eines Fachgesprächs festgestellt werden. 

Zudem ist eine praktische Vollzeit-Weiterbildung unter Anleitung eines fachkundigen Medizinphysik-Experten (MPE) nachzuweisen – die sogenannte Sachkundezeit. Ihre Dauer richtet sich nach dem Umfang der anzustrebenden Fachkunde. Ergänzend dazu müssen sowohl der Grundkurs als auch der Spezialkurs im Strahlenschutz erfolgreich absolviert worden sein.
 


Wer ist Caren Cürvers?

Caren CürversCaren Cürvers, M. Sc., ist als MPE (Medizinphysik-Expertin) zuständig für die Konzeption und Durchführung von Kursen zur Aus- und Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal im Bereich Strahlenschutz.

Nach ihrem Studium „Nuclear Applications“ war sie in der Strahlentherapie tätig und verfügt über die Fachkunde in den Bereichen Tele- und Brachytherapie. Anschließend war sie technische Mitarbeiterin im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein – zunächst im Bereich der Freigabe und Herausgabe von Materialien aus kerntechnischen Anlagen, anschließend im Strahlenschutz außerhalb der Kerntechnik.

Im dortigen Strahlenschutzreferat betreute sie unter anderem Anzeige- und Genehmigungsverfahren, Mängelmeldungen und -beseitigungen, die Bestimmung von Sachverständigen sowie die Durchführung des behördlichen Aufsichtsprogramms gemäß § 180 StrlSchG.


 

HDT-Journal: Die Weiterbildung ist als Blended-Learning-Kurs aufgebaut. Wie hat sich das Format bei vergleichbar komplexen Themen bislang bewährt?

Caren Cürvers: Das Blended-Learning-Konzept hat sich bei vergleichbar komplexen Themen sehr gut bewährt. Viele Teilnehmende schätzen besonders die Flexibilität, die das Format bietet: Sie können einen Teil der Kursinhalte im eigenen Tempo und zu individuell passenden Zeiten erarbeiten. Gleichzeitig bleiben sie nicht allein mit ihren Fragen – bei Unklarheiten stehen wir jederzeit unterstützend zur Verfügung.

Zum Start des Kurses greifen wir die Inhalte des Selbststudiums noch einmal gemeinsam auf. Dabei wiederholen und vertiefen wir gezielt zentrale oder besonders anspruchsvolle Themen, um eine fundierte Wissensbasis für den weiteren Kursverlauf zu schaffen. Dieses Zusammenspiel aus Selbstlernen und begleitetem Präsenz- oder Online-Unterricht hat sich als sehr effektiv erwiesen – sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf die Zufriedenheit der Teilnehmenden.

HDT-Journal: Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Ausbildung zur Röntgendiagnostik in den nächsten Jahren verändern – und wie gut ist das HDT darauf vorbereitet?

Caren Cürvers: Die Röntgendiagnostik steht vor einem spannenden Wandel – getrieben von rasanten technischen Innovationen in der Medizintechnik. Neue Gerätegenerationen liefern beeindruckend scharfe Bilder bei gleichzeitig deutlich reduzierter Strahlendosis. Hinzu kommen hybride Systeme, die unterschiedliche bildgebende Verfahren vereinen und völlig neue diagnostische Möglichkeiten eröffnen.

Auch die künstliche Intelligenz hält zunehmend Einzug in den klinischen Alltag – zum Beispiel bei der Bildauswertung oder bei Konstanzprüfungen. All diese Entwicklungen verändern nicht nur die Praxis, sondern auch die Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung.

Genau hier setzen wir beim HDT an: Mit einem starken Netzwerk aus Expertinnen und Experten aus Klinik und Industrie sowie einem interdisziplinären Team sind wir am Puls der Zeit. Unser Team besteht aus Physikern, Chemikern, MTR, MFA und nun auch Medizinphysik-Experten. Durch den engen Austausch mit unseren Teilnehmenden sowie aus unserer eigenen beruflichen klinischen Tätigkeit kennen wir die Herausforderungen aus der Praxis. Auf dieser Grundlage entwickeln wir unsere Kurse kontinuierlich aber Richtlinienkonform weiter – praxisnah, aktuell und mit einem klaren Ziel: unsere Teilnehmenden bestmöglich auf die Zukunft der Röntgendiagnostik vorzubereiten.

HDT-Journal: Frau Cürvers, wir danken Ihnen für die Einblicke in Ihre wichtige Arbeit und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Bildhinweis:
Unser Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz.

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