Editorial: Von Hasen und Igeln

US-Investorenlegende Warren Buffet beschrieb die Börse einmal als ein Instrument zur Umverteilung von Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen. Wer die Geschichte der Aktienmärkte kennt, kann dem kaum widersprechen. Jede Korrektur, jeder Crash der letzten 100 und mehr Jahre mündete in eine Erholungsphase – und in neue Höchststände. Keine Krise, kein US-Präsident und auch kein Krieg konnte daran bis heute etwas ändern.

Dass die gegenwärtigen Turbulenzen diejenigen, die Aktien besitzen oder Budgets und Investitionen planen und für Beschäftigte Verantwortung tragen, in Stress versetzen, steht auf einem völlig anderen Blatt. Nicht jeder kann die Folgen der Politik von Donald Trump entspannt aussitzen.

Wahnsinn mit Methode

Es muss allerdings – ohne hierdurch irgendetwas rechtfertigen oder gutheißen zu wollen – in Betracht gezogen werden, dass die derzeitige US-Administration nicht so erratisch agiert, wie manche meinen, und dass der Wahnsinn Methode hat.

So sorgte die Destabilisierung der Märkte über Wochen durch ständig neue Zollankündigungen bereits für ein deutliches Absinken der langfristigen Zinsen am US-Anleihemarkt. Wenn man weiß, dass 2025 in den USA eine Umschuldung gigantischen Ausmaßes ansteht, erkennt man Zusammenhänge.

Bezogen auf die kommenden zehn Jahre geht es allein hierbei um ein Einsparpotenzial in einer Größenordnung von bis zu einer Billion US-Dollar. Pro einzelnem Prozentpunkt, wohlgemerkt. Zum Vergleich: Das entspräche ungefähr dem Zweifachen der jährlichen Gesamtausgaben des deutschen Bundeshaushaltes.

Hase und Igel reloaded

Was wir aktuell beobachten, ist dementsprechend mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger der Anfang vom Ende des freien Welthandels als vielmehr das Eintreten in die entscheidende Runde im Wettrennen zwischen den USA und China. Es darf nicht vergessen werden, dass seinerzeit schon Barack Obama eindringlich davor gewarnt hat, dass die Stellung der USA als weltweite Führungsmacht auf dem Spiel steht, sofern der ausufernden Verschuldung nicht Einhalt geboten wird.

Echte Konsequenzen zog hieraus bislang keine US-Regierung des 21. Jahrhunderts. Mit dem Ergebnis, dass heutzutage beinahe jeder dritte Dollar, den die USA ausgeben, geliehen ist.

Ob die neue US-Administration den gefährlichen Trend umkehren kann, muss sich zeigen. Europa sollte aber spätestens jetzt begriffen haben, dass die Zeit des „Free Lunch“ vorbei ist, in der die USA nahezu zum Nulltarif Sicherheit geliefert und Asien automatisch für Wachstum gesorgt hat.

Mehr Zuversicht wagen

Nun möchte ich nicht ausgerechnet vor Ostern mit einer deprimierenden Botschaft schließen. Daher sei im Gegenteil betont, dass all das, was uns derzeit Kopfschmerzen bereitet, langfristig einer erneut positiven Entwicklung weichen sollte.

Mag man mancherorts auf das von Donald Trump in seiner typischen Rhetorik angekündigte goldene Zeitalter womöglich auch vergeblich warten – mit Blick auf den epochalen technologischen Umbruch, der uns mit KI und Robotik ins Haus steht, scheint dennoch ein wenig mehr Zuversicht angebracht. Längerfristig dürfen wir uns durchaus auf spürbare Zuwächse bei Produktivität und Wohlstand einstellen.

Punkten mit Wissen durch Erfahrung

Vorsichtiger Optimismus ist übrigens auch deshalb angesagt, weil sogar in Zeiten künstlicher Intelligenz mit einem fest gerechnet werden darf: Kluge und gut ausgebildete Menschen, von denen zum Glück sehr viele in unserem Land leben, finden zu guter Letzt immer Lösungen, um Krisen nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt aus ihnen hervorzugehen.

Wir als HDT freuen uns darauf, Sie weiterhin bei all Ihren Projekten mit Wissen durch Erfahrung unterstützen zu dürfen. Verlassen Sie sich ruhig auf uns, wir sind mit großer Begeisterung für Sie da.

Im Namen des gesamten HDT-Teams wünsche ich Ihnen eine gute Zeit und frohe Feiertage.

Herzlichst
Michael Graef

Chefredakteur HDT-Journal 

Bildhinweis:
Unser Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz.

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