Arbeitsschutz: Ein ernstes Thema, unterhaltsam verpackt – 5 Fragen an Wissens-Jongleur Ralph Klein

Wissen, so lautet eine der wohl bekanntesten Binsenweisheiten, ist Macht. Wissen kann aber auch Freude machen. Für die Wissensvermittlung gilt das nicht zwingend. Insbesondere Themen, die trotz herausragender Wichtigkeit wenig attraktiv erscheinen, profitieren von der Beherrschung von Vortragstechniken, die Lust auf Lernen machen. Unser Interviewpartner Ralph Klein geht hier für den Bereich Arbeitsschutz mit gutem Beispiel voran. Dem „Wissens-Jongleur“, wie er sich im doppelten Wortsinn passend nennt, gelingt es regelmäßig, sein Publikum mit seinen artistisch untermalten Vorträgen regelrecht mitzureißen. Aus seinem Einsatz zog unter anderem bereits die traditionsreiche jährliche HDT-Arbeitsschutztagung Gewinn.

Wir sprachen mit Ralph Klein, unter anderem Meister im Elektrotechnik-Handwerk, Fachkraft für Arbeitssicherheit und digitaler Workshop-Moderator, über das Geheimnis seines Vortragserfolgs sowie über Neuerungen und Tendenzen im Vorfeld der kommenden 67. Arbeitsschutztagung im Januar 2024.

HDT-Journal: Herr Klein, lange vor Wortschöpfungen wie „Edutainment“ wurde in der Antike bereits ein auf Menschenkenntnis fußender Ansatz des optimierten Informations- beziehungsweise Wissenstransfers verfolgt. „Docere et delectare“ ist hier eines der Stichworte. Wie schaffen Sie es, dass Ihr Publikum während der gesamten Vortragsdauer gedanklich am Ball bleibt?

Ralph Klein: Es gibt in der Kommunikation verschiedene Ansätze. Mein absoluter Favorit, damit die Teilnehmenden am Ball bleiben, ist ganz klar. Wobei – fangen wir mit dem Zweitbesten an. Ich verbinde das zu Vermittelnde gern mit Geschichten. Schon als Kinder konnten wir uns immer an Geschichten erfreuen und uns sehr viel daraus merken. Sie werden überrascht sein, wieviel sie da heute noch kennen, wenn auch nicht wortgenau. Und so ist das auch bei der Wissensvermittlung, getarnt durch wahre Geschichten aus meinem bisherigen Berufsleben – im Handwerk, der Industrie oder auch als Beamter in einer ungewöhnlichen Behörde: einer Justizvollzugsanstalt.

Das soll es für die Frage mal gewesen sein. Wobei – wer aufgepasst hat –, es fehlt ja noch mein Favorit. Was ich am liebsten mache, ist – wie hier geschehen –, ein Informationsdefizit aufbauen und somit die Teilnehmenden bei mir und beim Thema zu halten. Keine unserer erfolgreichen TV-Serien würde ohne dieses Informationsdefizit am Ende einer Folge auskommen, damit die Zuschauer auch sicher der nächsten Folge entgegenfiebern. Das funktioniert auch bei der Wissensvermittlung.

HDT-Journal: Viel war in den letzten Jahren von „Screen fatigue“ die Rede, nachdem die Pandemie auf einen Schlag dafür gesorgt hatte, dass alles, was nicht ins Wasser fallen durfte, online am Bildschirm stattfand. Funktioniert Ihr Konzept auch hier? Was sind Ihre Erfahrungen?

Ralph Klein: Im Bereich der Weiterbildung, vor allem bei Pflichtschulungen, war es noch nie leicht, die Teilnehmenden zur aktiven Teilnahme zu animieren. Durch die neuen Online- oder auch Hybrid-Schulungen wurde es nicht einfacher für mich als Dozent. Es war und ist eine auch für mich sehr lehrreiche Zeit, die Teilnehmenden in verschieden Formaten zu aktivieren und die Erwartungshaltung – auch seitens der Unternehmen – zu erfüllen. Hier musste ich mich als Dozent nun auch mit der zur Verfügung stehenden Technik, aber auch mit neuen Methoden, vertraut machen. Aber das Gute ist, ich kann aus erster Hand berichten, dass es funktioniert und auch die Teilnehmenden stets positiv überrascht sind. Das größte Lob ist dann zu hören: „Hat sich gar nicht wie online angefühlt!“

HDT-Journal: Lassen Sie uns von der Form zum Inhalt kommen. Welche Themen treiben Sie im Bereich Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit derzeit um?

Ralph Klein: Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und auch der Gesundheitsschutz sind ein sehr dynamisches Gebiet. Wir haben auf der einen Seite den staatlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz und auf der anderen Seite dasselbe als rechtsautonomen Bereich durch die DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) als den Spitzenverband unserer Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. 

HDT-Tagungs-Tipp:

 

Aktuell ist natürlich das Thema „mobiles Arbeiten“ eines, das viele in der Branche umtreibt. Da stellen sich zum Beispiel die Fragen: Kann ich die Jahresunterweisung auch als E-Learning durchführen oder muss es in Präsenz sein? Gibt es Alternativen oder eine Mischung von beiden? Evakuierung im Unternehmen: wie kann ich das in Zeiten von mobilem Arbeiten im Unternehmen sicherstellen? Eine Änderung im Arbeitsschutzgesetz und zeitgleich im Sozialgesetzbuch VII brachte viel Bewegung in den Bereich der Koordination von Fremdfirmen

HDT-Journal: Sind das auch die Themen, die bei der nächsten Arbeitsschutztagung eine Rolle spielen werden?

Ralph Klein: Oh ja, die Arbeitsschutztagung gibt die Möglichkeit, sich über aktuelle Änderungen und Neuerungen rund um den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu informieren. Über zwei Tage wird es insgesamt 11 spannende und informative Fachvorträge geben. Der Faktor Mensch bildet diesmal den Schwerpunkt – mit Vorträgen zu psychischen Gefährdungen, psychischen Belastungen und Behavior Based Safety. Aber auch das Thema Kennzeichnung von Gefahrstoffen in Bezug auf Abfall steht auf dem sehr runden und gelungenen Programm. Das Pünktchen auf dem i ist die Zeit für den persönlichen Austausch vor Ort, speziell am Abend des ersten Tages, zu dem das HDT alle Teilnehmenden herzlich einlädt.

HDT-Journal: Ganz allgemein bringen Sie mit Ihrem Vortragsstil Bewegung ins Seminar- und Tagungsgeschäft. Thematisieren Sie in dem Zusammenhang auch das immer virulentere Problem des Bewegungsmangels, das ja auch auf die Herausforderungen im Arbeits- respektive Gesundheitsschutz einzahlt?

Ralph Klein: Der Bewegungsmangel ist seit Jahren ein Thema – auch in meinen Seminaren. Eine Maßnahme, die man in vielen Bereichen gesehen hat, ist das Erzwingen von Bewegung beispielsweise dadurch, dass man den Drucker nicht mehr unbedingt am Schreibtisch hat. 

Aus der Hirnforschung weiß man, dass unser Gehirn dann besonders gefordert ist, wenn unsere Hände gegenläufige Bewegungen machen. Setzen wir dann auch noch fliegende Gegenstände wie Bälle ein, ist das sogenannte „Suppenkoma“ nach der Mittagspause wie weggeblassen. Didaktisch sind meine fliegenden Gegenstände wie Bälle, Ring, Messer oder gar Fackeln super geeignet, um Themenkomplexe als unvergessliches Erlebnis zusammenzufassen. Ich werfe also nicht nur mit Fachwissen um mich, sondern baue dies gezielt in meine Schulungen und Vorträge mit ein.

HDT-Journal: Herr Klein, wir danken Ihnen für die interessanten Ausführungen.

Die Fragen stellte Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal

Hinweis: Über die Seminarangebote des HDT im Bereich Arbeitsschutz informiert Sie unsere spezielle Übersichtsseite.

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