Keine Pflichtübung: Nachbericht zur 67. Arbeitsschutztagung

Es gibt Aufgaben, bei denen man tunlichst keine Abkürzung nehmen sollte. Dazu zählt der Arbeitsschutz. Trotzdem er Teil der Unternehmenspflichten ist, wird er noch immer viel zu oft stiefmütterlich behandelt. Richtig verstanden – und umgesetzt – liegen jedoch gerade hier enorme Chancen. Einerseits lassen sich ansonsten drohende wirtschaftliche Schäden vermeiden und Gefahren für Leib und Leben abwenden. Andererseits zahlt der verantwortungsvolle Umgang mit allen Fragen der Sicherheit spürbar auf das Employer Branding ein. In Zeiten des Fachkräftemangels nicht unwichtig.

Um die Bedeutung der Thematik hervorzuheben und Teilnehmenden gleichzeitig aktuelle Einblicke und direkt umsetzbare Praxisanregungen zu bieten, veranstaltet das HDT jährlich seine große Arbeitsschutztagung. 2024 bot diese vom 24. bis 25. Januar zum mittlerweile 67. Mal umfangreiche Gelegenheiten, gemeinsam mit allen Teilnehmenden Beiträge zur Verbesserung der Sicherheit in der Arbeitswelt zu leisten. 

Spielerisch mit Komplexität jongliert 

Die Moderation lag wieder in den erfahrenen Händen von Ralph Klein. Der ausgewiesene Fachmann für Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz ist einem breiten Publikum als Deutschlands „Wissens-Jongleur“ bekannt. Zum Auftakt der Veranstaltung wies Klein in seinem Vortrag auf einen in den Unternehmen vorhandenen, aber vielfach brachliegenden Akteur im Arbeitsschutz hin:

Der Sicherheitsbeauftragte spiele eine wichtige Rolle für effektiven Arbeitsschutz in den Unternehmen, erklärte Ralph Klein. Ausführlich erläuterte er in seinem Vortrag, wie sich diese wichtige Ressource im Arbeitsschutz aktivieren lässt und welche weiteren Akteure im Unternehmen für verbesserten Arbeitsschutz entscheidend sind. Begleitet wurden Kleins Ausführungen einmal mehr durch die von ihm bekannten artistischen Untermalungen, die das Publikum regelmäßig mitreißen und für höchste Konzentration sorgen.

Übersicht über die weiteren Vorträge der 67. Arbeitsschutztagung

Christopher Ernst von der Rhenus Warehousing Solutions Services GmbH & Co. KG berichtete in seinem Vortrag „Trau keinem Etikett: Tödlicher Irrtum – der Fall Heßheim“ von einem Fall aus der Praxis, aus dem hervorgeht, welch verheerende Folgen ein falsches Etikett an einem Intermediate Bulk Container (IBC) haben kann.

Donato Muro, Inhaber von Sicherheitsingenieur.NRW, ergänzte mit seinem Vortrag den Faktor Mensch mit „Behavior Based Safety (BBS) und Human Factor am Arbeitsplatz“. Zum einen ging es darum, Menschen zu belohnen oder zu bestrafen für das, was sie machen oder unterlassen. Zum anderen ging es um das Anpassen der Arbeit an den Menschen statt umgekehrt.

Dr. Markus Wintterle von Insquare Rechtsanwälte, Mannheim, hatte „Neuerungen im Arbeitsrecht“ – so auch der Vortragstitel – im Gepäck. Der Schwerpunkt lag beim Arbeitszeitgesetz. Sind Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst mit Arbeitszeit gleichzusetzen und muss beides vergütet werden? Winterle hatte die Antworten parat.

Nach der gemeinsamen Mittagspause mit viel fachlichem Austausch ging es weiter mit dem Vortrag „Alles Bio“ von Lars Oliver Laschinsky vom Institut für Sicherheits- und Gefahrentraining. Darin wurde die Frage erörtert, was genau Biostoff und was Gefahrstoff ist. Gibt es überhaupt einen Unterschied? Laschinsky konnte es anschaulich vermitteln.

Torsten Karbenk, Abfall- und Gefahrgutberatung Karbenk hatte das Thema „Abfallentsorgung in der Praxis“ mitgebracht. Hier gab es Parallelen zum Vortrag von Christopher Ernst und dem falschen Etikett. Diesmal aber auf die Verantwortung der richtigen Deklarierung des Abfalls bezogen. Wer muss dafür einstehen, wer muss es machen und wo finden sich Informationen dazu?

Holger Schumacher von der Media Crossers GmbH, auch bekannt als „RiskBuster“, rundete den ersten Tag vor dem geselligen Beisammensein und weiteren vertiefenden fachlichen Gesprächen ab mit seinem Beitrag „Ein Blick fürs Risiko – Risikokompetenz in der Arbeitssicherheit“. Darin ging er auf die Risiken in seinem Beruf als Stuntman ein – und auf die Frage, wie man bewusst mit den Risiken am Set umgehen und diese für die ausführenden und beteiligten Personen auf ein tolerierbares Risiko drücken kann. 

Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Dr. Joachim Brand vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit seinem Vortrag „Abfall als Gefahrstoff – Wie wird richtig gekennzeichnet?“, mit dem er unmittelbar an die Beiträge des Vortages anknüpfte. Ein weiterer Vortrag von höchster Praxisrelevanz.

Christian Liebezeit von der M-C-Quadrat GmbH befasste sich mit dem spannenden Thema „Psychische Gefährdungen und Gefährdungsbeurteilung“. Auch er tauchte direkt in die Praxis ein. Deutlich konnte man auch in seinen Beitrag den roten Faden der vorangegangenen Beiträge erkennen. Liebezeit veranschaulichte, wie schwer es sein kann, die physische Belastung für Mitarbeitende und deren Beanspruchung zu greifen.

Tom Raju Rohlfing von der Firma Safety-MediaDesign rundete das Programm mit seinem Vortrag „Arbeitsfreigabe, wie ist das in der Praxis“ ab. Auch hier stand der Praxisbezug zum Arbeitsschutz im Vordergrund. Wie war das nochmal mit der Arbeitsfreigabe? Oder war es die Arbeitserlaubnis – oder die Erlaubnis zur Arbeit? Tom Raju Rohlfing erklärte es in einer sehr verständlichen Art und Weise.

Fazit: Begeistertes Publikum, zufriedene Organisatoren

Die Verantwortlichen beim HDT – allen voran Fachbereichsleiterin Dipl.- Kff. Ute Jasper – zeigten sich hoch zufrieden mit dem Verlauf der 67. Arbeitsschutztagung. Angesichts des begeisterten Feedbacks der Teilnehmenden – auch von jenen, die virtuell teilgenommen hatten – sprach Jasper gemeinsam mit Ralph Klein von einem vollen Erfolg. Noch vor Ort gab es zahlreiche Zusagen für die Teilnahme im kommenden Jahr

Der Termin für die 68. große Arbeitsschutztagung steht bereits fest. Sie wird vom 29. bis 30. Januar 2025 in Essen beziehungsweise online stattfinden. Ute Jasper und Ralph Klein haben bereits ihrer Gewissheit Ausdruck verliehen, dass auch die kommende Arbeitsschutztagung für alle Teilnehmenden vergleichbar nutzbringend sein und die Arbeitswelt ein bisschen sicherer machen wird.

Dazu Ralph Klein: „Die Arbeitsschutztagung beweist Jahr für Jahr eindrucksvoll, dass das HDT inhaltlich und technisch auf der Höhe der Zeit ist. Dazu trägt nicht zuletzt der digitale Campus bei, der es ermöglicht, auch den Erwartungen von virtuell Teilnehmenden voll gerecht zu werden.“ 

Weitere Infos zur Arbeitsschutztagung finden Interessierte auf der HDT-Website

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