Von der Eroberung der Lüfte – Countdown 100

Ganz schön abgehoben: In den 1920er-Jahren begann die Menschheit endgültig damit, den Himmel zu erobern. Just zu der Zeit also, als HDT-Gründer Heinrich Reisner die moderne technische Weiterbildung erfand. Aus Anlass des bevorstehenden 100. HDT-Gründungsjubiläums erinnern wir an den Anfang des Zeitalters der Airlines und Langstreckenflüge.

Die Ursprünge der Luftfahrt reichen weit zurück. Halsbrecherische Versuche, es den antiken Sagengestalten Dädalus und Ikarus gleichzutun, sind aus dem Mittelalter überliefert. Noch davor wurden vor gut anderthalb Jahrtausenden chinesische Flugdrachen als die frühesten – zunächst unbemannten – Fluggeräte entwickelt. Nur wenige Jahrhunderte später sollen Fesseldrachen Menschen transportiert haben. 

Erfolgsprinzip: Schwerer als Luft

Parallel zur anbrechenden Erforschung der Luft als Trägermedium (zum Beispiel Nachweis des Luftdrucks durch Torricelli, 1644) bringt die Neuzeit Gleitflug- und Heißluftballon-Experimente in großer Zahl. Für die Entstehung der modernen Luftfahrt maßgeblich war jedoch der Ansatz, mittels Motorkraft etwas aufsteigen zu lassen, das deutlich schwerer ist als Luft. 

Für den Durchbruch sorgten in dieser Hinsicht an der Wende zum 20. Jahrhundert Pioniere wie Samuel Pierpont Langley (1896), Gustav Weißkopf (1899) und die Gebrüder Wright (1903). Unfreiwillig legten sie mit ihren Erfindungen den Grundstein dafür, dass Flugzeuge einige Jahre später – lange vor der zivilen Luftfahrt als Massenphänomen – zu einem wichtigen Teil der Kriegsführung wurden. 

Der Krieg erweist sich einmal mehr als Vater aller Dinge

Der Erste Weltkrieg sorgte einerseits für eine enorme Beschleunigung der technischen Entwicklung, indem unter anderem immer leistungsfähigere Motoren und neue aerodynamische Konzepte entstanden. Andererseits standen nach Kriegsende viele erfahrene Piloten zur Verfügung. Diese warteten nicht bloß auf neue zivile Anwendungen, sondern trugen aktiv zu ihrer Herausbildung bei.

Die 1920er-Jahre sind die vielleicht entscheidendste Dekade für die weitere Entwicklung der Luftfahrt. Erstmals kam es zur Gründung ziviler Passagierlinien. Flogen diese teilweise zu Beginn mit umgebauten Militärmaschinen, folgten bald schon speziell konstruierte Verkehrsflugzeuge. Neben der Beförderung von Fluggästen entwickelte sich in dieser Zeit die Post- und Frachtluftfahrt.

Eine Phase der Standardisierung und Professionalisierung

Technisch gesehen waren die 1920er-Jahre von der Standardisierung und Professionalisierung eines ehedem abenteuerlichen Unterfangens geprägt. Was Werkstoffe betrifft, löste die Metallbauweise zunehmend Holz- und Stoffkonstruktionen ab, wodurch sich die Sicherheit erhöhte. Verbesserte Navigationsmethoden – etwa unterstützt durch Funktechnik – zahlten ebenso auf die Erweiterung der Radien ein und machten das Fliegen zusätzlich sicherer. 

Spektakuläre Pionierleistungen wie die ersten Atlantiküberquerungen (man denke etwa an den Nonstopflug von Charles Lindbergh – 1927, im Jahr der HDT-Gründung) und zahlreiche weitere fliegerische Rekorde bedeuteten einer breiten Öffentlichkeit, dass die Zukunft des (Fern-)Reisens in den Lüften liegen würde. 

Nicht zuletzt begannen außerdem Staaten, die Luftfahrt systematisch zu fördern und zu regulieren. Erste nationale Luftfahrtgesellschaften wurden gegründet und mit internationalen Abkommen zur Regelung der Luftraumrechte entstand die Grundlage für ein globales Netz.

Dem Fliegen gehört die Zukunft

Mithin transformierten die 1920er-Jahre die Luftfahrt von einem vorwiegend militärischen Experimentierfeld zu einer zivilen Schlüsseltechnologie, welche Mobilität, Wirtschaft und Gesellschaft in nicht gekannter Weise veränderte – und weiter verändern wird. Das drückt sich insbesondere in der Suche nach neuen, nachhaltigen Antriebslösungen aus. 

Der viel zitierte „Flugscham“ und Ängste vor der vermeintlichen „Klima-Apokalypse“ läuten daher nicht das baldige Ende der Luftfahrt ein. Wie unzählige Male im Verlauf der Technikgeschichte wird es der Menschheit abermals gelingen, mithilfe neuer, kluger Lösungen Probleme hinter sich zu lassen. Sogar die von ihr selbst verursachten. 

Und während hierzulande über die angebliche Unsinnigkeit von Flugtaxis diskutiert wird, zeigen die diesbezüglichen Fortschritte in anderen Teilen der Welt: Dem Fliegen – auch über kurze Distanzen – gehört die Zukunft. Als die eleganteste Art der Fortbewegung müsste man es ohnehin erfinden, hätte die Natur das nicht schon Millionen Jahre vor uns getan.

Autor: Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal, 18.09.2025

Bildhinweis:
Unser Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz. 

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