Wärmenutzung aus Rauchgasen als Chance für den Umweltschutz: Interview mit Dipl.-Ing. Frank Adamczyk

Die Freude war groß, als das HDT unlängst mit Herrn Dipl.-Ing. Frank Adamczyk einen sehr erfahrenen Fachmann für Verfahrenstechnik, Kraftwerkstechnik und Thermodynamik als neuen stellvertretenden Fachbereichsleiter beziehungsweise Produktmanager gewinnen konnte. Er verstärkt mit seinem bemerkenswerten Fachwissen das HDT-Team spürbar und bringt viele wichtige neue Impulse in einer Zeit, die von beispiellos großen technologischen und geopolitischen Umwälzungen geprägt ist.

In gewisser Weise könnte man aber gleichzeitig sagen: Frank Adamczyk ist ein alter Bekannter. Als Leiter des HDT-Seminars „Wärmetauscher und Wärmenutzungsanlagen zur Wärmeauskopplung aus Rauchgasen“ ist er seit Jahren erfolgreich für das HDT tätig. 

Wir sprachen mit Frank Adamczyk über seine neue Rolle und über die großartige Chance für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, die aus der Wärmenutzung aus Rauchgasen resultiert.

HDT-Journal: Herr Adamczyk, wie nehmen Sie Ihren jüngst erfolgten Rollenwechsel vom HDT-Referenten zum festen Mitarbeiter wahr? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Frank Adamczyk: Voll und ganz, mein Start beim HDT war super! Eine solche gute Arbeitsatmosphäre und Wertschätzung wie im Haus der Technik findet man wirklich nur selten. Es ist schon sehr beeindruckend, wie viel Organisationsarbeit und was für ein großes Netzwerk hinter den Veranstaltungen steckt. Das Schöne dabei ist, dass man fast zu 100 Prozent mit zufriedenen Menschen zu tun hat.

HDT-Journal: Durch das Seminar „Wärmetauscher und Wärmenutzungsanlagen zur Wärmeauskopplung aus Rauchgasen“ kamen Sie ursprünglich zum HDT. Was war die Motivation, dieses Seminar ins Leben zu rufen?

Frank Adamczyk: Die Motivation war ganz klar: In vielen industriellen Prozessen, besonders in Kraftwerken, Müllverbrennungs- oder Biomasseanlagen, wird noch immer sehr viel Wärme ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben. Dabei steckt in diesen Rauchgasen ein enormes energetisches Potenzial.

Mit unserem Seminar wollen wir den Teilnehmenden das nötige Wissen vermitteln, damit diese Energie effizient, sicher und wirtschaftlich zurückgewonnen werden kann. Aus der gleichen Motivation ist auch mein Buch „Rauchgaswärmenutzung“ entstanden, das im Publico Verlag erschienen ist. 

HDT-Journal: Was können Teilnehmende vom Seminar erwarten?

Frank Adamczyk: Wir beginnen mit den Grundlagen der Wärmetechnik, also mit den physikalischen Prinzipien des Wärmeaustausches und den relevanten Kennwerten. Anschließend gehen wir auf die Regelwerke wie die Druckgeräterichtlinie oder den ASME Code ein, die für Planung, Bau und Betrieb maßgeblich sind. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den verschiedenen Konstruktionsformen und Werkstoffen von Wärmetauschern – insbesondere auf korrosionsbeständigen Systemen, die im Rauchgasbereich eine zentrale Rolle spielen.

HDT-Journal: Warum ist gerade das Thema Korrosion bei Rauchgaswärmetauschern so wichtig?

Frank Adamczyk: Korrosion ist einer der größten Feinde dieser Anlagen. Rauchgase enthalten aggressive Bestandteile wie Schwefel- oder Chlorverbindungen, die metallische Oberflächen stark angreifen können. Ohne geeignete Werkstoffe und Schutzmaßnahmen verkürzt sich die Lebensdauer eines Wärmetauschers drastisch. Im Seminar zeigen wir daher, welche Materialien und Konstruktionsprinzipien sich in der Praxis bewährt haben und wie man Korrosions- und Verschmutzungsprobleme frühzeitig erkennt und vermeidet.

HDT-Journal: Das klingt sehr praxisorientiert. Gibt es auch Einblicke in reale Anwendungen oder Fallbeispiele?

Frank Adamczyk: Absolut. Wir stellen konkrete Praxisbeispiele aus der Energiebranche vor, darunter auch große Referenzanlagen wie das Kraftwerk Belchatow in Polen. Im größten Braunkohlekraftwerk Europas werden über 150 MW an thermischer Energie aus den Rauchgasen zurückgewonnen. Jährlich entspricht das einer CO₂-Einsparung von rund 230.000 Tonnen. Solche Beispiele verdeutlichen, wie ökologisch und ökonomisch sinnvoll Wärmerückgewinnung ist.


Aber ich habe auch einen ganzen Koffer voll Bauteilmuster dabei, an denen die Funktion oder auch Korrosionsspuren förmlich „erfasst“ werden können. Das ist bei Technikern immer ein wichtiges Element.



 Wer ist Frank Adamczyk?

Dipl.-Ing. Frank AdamczykAls erfahrener Ingenieur in den Bereichen Verfahrenstechnik, Kraftwerkstechnik und Thermodynamik hat Frank Adamczyk über zahlreiche berufliche Stationen hinweg mit seinen Teams innovative, neue Generationen von Wärmetauschern zur Nutzung von Wärme aus Rauchgasen entwickelt, die sich durch ihre ökoeffiziente und korrosionsbeständige Bauweise auszeichnen und an vielen Standorten bewährt haben. 

Frank Adamczyk studierte an der Universität Essen GHS Maschinenbau mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur (TU). Seit April 2025 ist er stellvertretender Fachbereichsleiter und Produktmanager beim Haus der Technik e. V. (HDT). Davor war Adamczyk in leitenden Positionen für die Wallstein Gruppe (2017-2025), bei Bilfinger (2004-2017), bei Babcock Borsig Service (2002-2017), Balcke Dürr (1999-2002) und GEA (1991-1999) tätig.

Parallel teilt Frank Adamczyk sein umfangreiches Wissen seit 1996 als Dozent an der VGB Kraftwerksschule e. V. und seit 2016 beim HDT, um hierdurch einen intensiven Wissens- und Erfahrungstransfer in der Wärmetauscherbranche zu fördern. Adamczyk ist zudem als Autor zahlreicher Artikel in renommierten Fachzeitschriften, darunter das vgbe energy journal, in Erscheinung getreten und verfasste mit dem Fachbuch „Rauchgaswärmenutzung“ (ISBN 978-3-934736-43-6) eine wichtige Übersicht über Wärmeübertrager und Anlagensysteme zur Nutzung von Rauchgaswärme.



 HDT-Journal: Welche Rolle spielt die moderne Simulationstechnik im Seminar? 

Frank Adamczyk: Eine sehr wichtige. Wir zeigen, wie CFD-Simulationen (Computational Fluid Dynamics) genutzt werden, um Strömungsverhältnisse und Temperaturfelder im Wärmetauscher zu analysieren. Damit lässt sich die Belastung einzelner Komponenten vorausschauend bewerten und optimieren. So können die Teilnehmenden nachvollziehen, wie sie in ihren Anlagen eine gleichmäßige Durchströmung – und damit einen effizienteren Betrieb – sicherstellen. Viele Schäden sind vermeidbar, wenn im Vorfeld eine CFD-Analyse der Strömung durchgeführt und die Anlage entsprechend optimiert wird.

HDT-Journal: Welche Zielgruppe sprechen Sie mit dem Seminar an?

Frank Adamczyk: Unser Seminar richtet sich an Anlagenbetreiber, Projektleiter, Ingenieure und Techniker, die mit Wärmetechnik, Energieeffizienz oder Rauchgasbehandlung zu tun haben. Das reicht vom Maschinenbauer bis zum Verfahrenstechniker. 

HDT-Journal: Abschließend gefragt: Was nehmen Teilnehmende konkret mit, wenn sie nach dem Seminar in ihre Betriebe zurückkehren?

Frank Adamczyk: Sie verfügen dann über ein umfassendes Verständnis für den Aufbau, Betrieb und die Wartung von Rauchgaswärmetauschern. Sie wissen darüber hinaus, wie sich korrosionsbedingte Ausfälle vermeiden, Serviceintervalle optimieren und dadurch Kosten einsparen lassen. Vor allem aber können sie aktiv dazu beitragen, den Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß ihrer Anlagen deutlich zu senken. Das macht die Teilnahme nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern auch ökologisch wertvoll. 

HDT-Journal: Herr Adamczyk, wir danken Ihnen für die interessanten Ausführungen und wünschen Ihnen beim HDT weiterhin viel Erfolg und Freude an der Arbeit.  

Die Fragen stellte Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal 

Bildhinweis:
Unser Titelbild entstand unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz. 

Tags: Interview
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